Montag, 10. November 2008

Monatsbericht Oktober

Halli Hallo,
heute möchte ich euch mal wieder berichten was es den so für Neuigkeiten in Südafrika gibt.

Von Hexen, Geistern, kleinen Männchen und Heilern


Ich nehme mal an, dass von euch kaum einer an Geister und Hexen glaubt. Hier in Mpumalanga sieht das etwas anders aus. Anfang Oktober haben meine Kollegin und ich uns von Sifiso, einem Afrikaner aus einem Township, eine kleine Führung durch Nelspurit geben lassen, um mal die Plätze kennen zu lernen an denen sich die Weissen sonnst nicht aufhalten. Da sitzen wir also gemütlich in einer Shebeen, einer der typischen Kneipen, bei einer Cola und reden über Gott un die Welt.

Irgendwann kommen wir auf das Thema Kultur und traditionelle Heiler. Sifiso erzählte uns, dass es vier verschiedene Arten von magischen oder natur Heilern gibt. Hier von sind zwei „gut-“ und zwei eher „bösartig“. Die Bösartigeren seien sogar in der Lage auf diversen Gegenständen zu fliegen. So sei es zum Beispiel möglich auf einem Teelöfel. Wobei er sich schon wundere wie ein Mensch auf einen Teelöffel passen kann, aber gehen würde es. Da war ich dann doch etwas verdutzt und musste nochmals nachfragen ob er das wirklich glaube. Die Frage war schnell mit einem ja beantwortet und um das ganze zu unterstreichen erzählte er gleich noch, dass er auch schon eine Frau gesehen hätte welche kurz zuvor von einem Brot gefallen sei. Auch seine Tante wäre eine Sangoma, so heissen die Heiler, der versuche er aber nicht zu nahe zukommen. „Man weiss ja nie, was die sich denken und das kann ja schon gefährlich sein.“ Aber außer fliegen können die „Magier“ auch noch andere Sachen. so können sie einen Gesund machen, aber auch krank. Oder wenn man unbedingt reich werden will muss man zu einer von den „bösen“ Sangomas gehen. Diese sagt einem dann was zu tun ist um ans Ziel zu kommen. Nicht selten sei so ein Auftrag dann 10 bis 15 Personen zu töten. Und da die Menschen, welche mit solchen wünschen die Sangomas aufsuchen, auch an die Wirkung glauben, kommt es immer wieder zu sinnlosen Morden. Auch zur Zeit sucht die Polizei hier nach einem dieser Jünger. Ein anderes Spezialgebiet der Sangomas scheint das Wahrsagen zu sein, dass habe ich jetzt schon von mehreren meiner Freunde hier gehört. Eine Sangoma könne mir mein Leben vorraussagen. Wäre eigentlich mal eine interessante Sache. Aber bisher kam ich noch nicht in den Genuss.
Etwas anderes was ich erst vor ein paar Tagen zu sehen bekamm, war wie in einem traditionellen Tanz zu den Geistern der Ahnen Kontakt aufgenommen wurde. Verkleidet mit einer knallroten Maske und mit einem zotteligen Lumpenkostüm tanzen die darin Ausgebildeten zu Trommeln, einen Tag und eine Nacht. Hierbei werden diese, so der Glaube, von den Ahnen gesteuert und kommunizieren so mit ihnen.
Was ich schonseit längerem mal mitbekommen habe, ist dieAnwesenheit des so genannten „Tokaloshi“. Hierbei handelt es sich um ein kleines Männchen von rund einem halben Meter welches sich nur bei Nacht zeigt. Es versteckt sich in den Ecken der Räume und bringt bei Nacht grosses Unheil. Der uralte Glaube an diese kleine Person, veranlasst auch heute noch viele Menschen ihre Betten auf Ziegelsteine zu stellen, um ausserhalb der Reichweite des „Tokaloshi“ zu sein, und ihre Hütten ohne Ecken, also rund, zu bauen.

Von Fussball und wie es mein leben hier begleitet


Eigentlich bin ich kein Mensch der sonderlich viel mit Fussbal zu tun hat, zumindest nicht in Deutschland. Aber seit ich hier bin spiele ich zwar trotzdem nicht mehr Fussbal als in Deutschland und zu einem besessenen Fan bin ich auch nicht geworden, aber trotzdem kommt hier Fussball immer wieder vor. Einer Seits mag das daran liegen, dass ich privat sehr viel mit den Freiwilligen aus einem Fussballentwicklungsprojekt zu tun habe, anderer Seits liegt es an unserem „Street Soccer“ Projekt hier. Bei den Pfadfindern ging es darum den Kindern und Jugendlichen in 10 Trainingseinheiten sowohl Strassenfussball als auch Wissen über wichtige Problematiken, wie HIV/AIDS, Karriere, Kriminalität, Geschlechter Gleichberechtigung oder Kinder- sowie Substanz- Missbrauch, zu vermitteln. Dieses Programm war ein solcher Erfolg, dass wir von der GTZ, diese war finanziell an dem Projekt beteiligt, gebeten wurden Trainer der „Academy of Sports“ als Multiplikatoren zu schulen. Ich finde das eine super Idee, denn weshalb sollte ein gutes Konzept nicht Schule machen.
Nun war alles vorbereitet und es sollte an einem Donnerstagabend losgehen. Aber schon da fingen die Probleme an. Eingeladen waren drei Gemeinden aus Mpumalanga, vor Ort war zum Programmbeginn einer. Der zweite traf mit vier Stunden Verspätung ein, was ja vom Programm her noch nachzuholen gewesen wäre, der dritte allerdings kam ganze 24 Stunden zu spät. Und das ist sogar für Afrika ungewöhnlich. In zwischen hat sich rausgestellt, dass etwas mit den Einladungen, von Seiten der Academy, nicht so geklappt hat wie es sollte. Die zweite Enttäuschung war, dass die Acedemy keine Trainer, wie verabredet, eingeladen hatte, sondern leider hauptsächlich Spieler mit 13-15 Jahren. So ging es eigentlich das Wochenende weiter, von Seiten der (staatlichen) Academy.

Im nachhinein lässt sich aber sagen, dass wir trotz aller widrigen Umstände, doch einen erfolgreichen Workshop durchführen konnten. Und als kleinen privaten Bonus, wurde ich dann auch noch gefragt ob ich nicht Lust hätte bei der GTZ einen Freiwilligendienst zu machen. Bisher hab ich vorläufig abgesagt, aber wer weiss was noch kommt.
Inzwischen ist nicht nur das Wochenende vorbei, sondern auch das Projekt bei den Pfadfindern ist vorläufig mit einem grossen Turnier zu Ende gegangen. Hierbei konnten sich 30 Teams, Pfadfinder und nicht Pfadfinder, an einander messen und neue Freundschafften schliessen.
Für mich persönlich, lässt sich nun sagen, habe ich zum ersten mal gesehen wie Sport als sehr effektives Mittel der Kommunikation zu und unter Jugendlichen eingestezt werden kann.

Von Armut und Lebensfreude


Wer schon meinen letzten Bericht aus dem September gelesen hat, kann sich vielleicht an meine Erzählungen zum Thema „wenig haben und trotzdem Glücklich sein“ erinnern. Heute möchte ich euch noch von einem guten Freund erzählen welchen ich besucht habe. Dieser wohnt in einem der grösseren Townships hier. Allerdings in einem der ärmeren Teile. Strom und fliessend Wasser gibt es dort nicht, was ja nicht unbedingt etwas ausrgewöhnliches ist, aber wenn man in die Häuser kommt findet man im Normalfall eine Einrichtung oder Ähnliches. Bei ihm ist eine Isomatte, zwei Decken ein kleines Regal und (nur) eine Rückwand von einem Bett vorhanden. Ausserdem gibt es noch eine Küche, diese seht ihr komplett auf dem Bild.
Das ist alles. Aber er ist trotzdem ein fröhlicher und lustiger Mensch. Jetzt kann man sagen, mehr braucht man ja auch zum Leben nicht. Aber an einem schönen Mittwoch morgen, hat er mir beiläufig erzählt, dass er seit Sammstag nichts mehr gegessen hat. Ich hab ihn täglich gesehen, gesagt hatte er bis dahin nichts. Hab ihn dann erstmal auf eine Kleinigkeit zum Essen eingeladen und ihm Geld geliehen dass er über die Runden kommt. Inzwischen bekommt er wieder Lohn und die Lage hat sich entspannt. Lebensfreude hat er immer ausgestrahlt.

Von großen und kleinen Tieren


In diesem Monat war ich das erste mal im Krüger Nationalpark. Es ist schon sehr beeindruckend die Tiere, welche ich bislang nur als Kind im Zoo gesehen hatte, in freier Wildbahn zu erleben. Giraffen, Nashörner, Impalas, Kudus und Elefanten (die sind wirklich zu groß zum „umschubsen“) waren in Massen vertreten.

Eigentlich sitzt man, bei einem „Game Drive“ immer im Auto, da es wegen der Löwen und Leoparden zu gefährlich ist dieses einfach so zu verlassen. Nur an den „Camps“ und an bestimmten Aussichtspunkten ist es erlaubt aus zu steigen. An eben einem solchen Aussichtspunkt habe ich dann ein Erlebnis der besonderen Art gehabt. Ein Freund, welcher mit dabei war, hatte im Augenwinkel irgendetwas sich bewegen gesehen. Schnell das Fernglas ausgepackt, und in die Richtung gesehen, konnte ich meinen ersten Löwen beowachten. Wie ein Phantom war dieser aber nach einer Sekunde schon wieder zwischen den Bäumen verschwunden. Aber es ist schon etwas anderes, wenn einen mal kein Fenster trennt, vom König der Tiere. Später hatten wir noch Gelegenheit ganz in Ruhe einige Löwen zu beowachten. Aber leider waren diese auf Grund der Hitze auch nur faul. Ansonsten gab es noch Geier, viele Vögel, ab und zu ein Affe und eine riesen Herde von Büffeln.
An einem anderen Tag, am Rande des Parks, konnten wir noch ein Krokodil beim schnappen nach einem Vogel sehen, ein paar Elefanten auf rund 10 Meter nahe kommen und Nilpferde beim grasen beowachten. So viel zu den grossen Tieren.
Inzwischen gibt es aber auch „lustige“ kleine Tiere. Eines von ihnen hat mich jetzt dazu veranlasst doch eine Malaria Profilaxe zu nehmen. Denn obwohl ich mich hier eigentlich nicht mehr im Risikogebiet befinde, sehe ich doch täglich diese kleinen schwarz-weissen Malariamücken. Also falls ihr uns besuchen kommt, überlegt euch ob ihr nicht auch eine Profilaxe machen wollt.

Leibe Grüsse aus dem inzwischen grünen Südafrika.



Jan