Mittwoch, 8. Oktober 2008

Monatsbericht September

Hallo liebe Leser,
einiges was ihr in diesem Post lesen werdet, wurde hier vorher schon mals erwähnt. Trotzdem möchte ich euch meinen Monatsbericht vom September nicht vorenthalten.
Viel Spass beim Lesen.



Heiß am Tag, kalt bei Nacht, 620 Kinder und Jugendliche und eine Menge Spass und Aktion.
Das war das Sommerlager der Pfadfinder von Mpumalanga, Südafrika.
Nach langer Vorbereitung ging es am Montag den 29.09.2008 endlich los.
Die Pfadfinder trafen sich auf dem neuen eigenen Lagerplatz um das Gefühl der Pfadfinderei eine Woche lang in vollen Zügen zu geniessen.
Und das haben sie getan.
In Gruppen von 35 Personen unterteilt, durchliefen die 11 bis 18 jährigen in dieser Woche die verschiedensten Aktivitäten. So gab es eine Erste Hilfe Station, bei welcher die Scouts lernten wie man mit Verletzten umgeht und wie diesen zu helfen ist, eine Station zu Karte und Kompass, aber auch einen überdimensionalen Tischkicker in dem die Kinder die Spieler waren und versuchten ein Tor nach dem anderen zu ergattern.

Eine der interessantesten und mit Sicherheit die matschigste Aktion war der „Obstacle Course“.
Hier wurden immer mehrere Scouts aneinander gebunden und mussten sich durch einen Hindernissparkour arbeiten. Anfangs ging es noch über Stock und Stein, doch schon bald kam eine grosse Matschpfütze mit Stöcken darüber. Da musste jeder durch und wer noch nicht richtig dreckig war durfte sich anschliessend nochmals richtig mit der nassen Erde einseifen. Aber dass war es noch nicht, denn jetzt galt es, nass wie man war, über eine Holzwand zu klettern und sich dann auch noch an einem Tau entlang zu hangeln.
Was für ein Spass!
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Andern Orts übte sich der weil eine Gruppe im Bogen schiessen oder Diskutierte über das Rauchen und seine Folgen. Den auch hier gilt, ein Pfadfinder achtet auf seine Gesundheit.
Jeden Abend fand ein besonderes Nachtprogramm statt. Mal gab es einen „Miss Sommerlager“-Wettbewerb, an welchem fast nur verkleidete Jungs teilgenommen haben, ein andermal wurde über die Fussball Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika diskutiert. Natürlich durfte auch ein Campfire nicht fehlen. Campfire bedeutet hier nicht nur Lagerfeuer und ein bischen Singen. Nein, es wird ein richtiges Erlebniss mit Singen, Tanzen, Sketchen, afrikanischen Rythmen und viel Spass daraus.
Hier sieht man die südafrikanischen Traditionen und kann die Lebensfreude der Menschen wahrlich spüren. Denn über das Leben freut man sich hier noch.
Erst neulich habe ich mit einer Sozialarbeiterin darüber diskutiert, weshalb die Menschen in Mitteleuropa diese nicht so zeigen wie die Menschen in Afrika. Ich glaube es liegt daran, dass in Südafrika die Menschen wissen wie schlecht das Leben sein könnte. Hier sieht man immer wieder Personen, denen es viel schlechter geht als einem selbst, welche viel weniger haben oder auch fast garnichts. Deshalb freuen sich die Leute mehr über die Dinge welche sie haben, und sind nicht so betrübt über die Dinge welche sie nicht haben.
Über was freust DU dich, lieber Leser?

Natürlich sind auch hier nicht alle Menschen gleich, und deshalb gibt es auch den Ein oder Anderen der Eigentum etwas anders definiert als man es sich wünschen würde.
Über Kriminalität wird viel gesprochen, und nach Einbruch der Dunkelheit bewegen sich viele nicht mehr zu Fuß auf den Strassen, das verriegeln der Türen am Auto bei Nacht ist obligatorisch. Einige meiner Freunde aus den Townships erzählen von Erlebnissen, bei denen sie mit Schusswaffen bedroht wurden, ein Anderer erzählt wie ihm das Auto mitten auf der offenen Strasse gestohlen wurde. In einem Land, in welchem Reich und Arm so aufeinander treffen wie hier, ist dies nicht weiter verwunderlich. Und doch kommt man sich in mitten der scheinbar friedlichen Landschaft des südlichen Afrikas manchmal vor wie ein Gefangener. Die Menschen bauen Zäune um ihre Häuser und schalten während dem Schlafen die Alarmanlagen an. Und auch dort wo ich gerade sitze, vor meiner Haustür, führt mein Blick auf einen zwei Meter hohen Zaun. Um so schöner ist es für mich, wenn ich in Gegenden komme wo keine Zäune das Bild bestimmen.
So war ich zum Beispiel neulich für zwei Tage mit einem Freund im Blyde River Canyon, der dritt tiefsten Schlucht der Welt. Ein bischen Wandern, Affen beobachten und die Zivilisation mal Zivilisation sein lassen. Wahrlich ein tolles Gefühl.
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Aber wo ich gerade bei meinen Ausflügen bin, möchte ich euch von meinem Besuch im Apartheidsmuseum in Johannesburg erzählen.
Stell dir vor du bist schwarz und möchtest einen Freund von einer Telefonzelle in einem Postamt anrufen. Nun stehst du vor dem Gebäude und hast zwei Türen vor dir, eine für Weisse und eine für Schwarze. Du gehst durch die Tür für schwarze Menschen, da du, falls du die andere nehmen würdest, sofort ins Gefängniss kommst. Im Postamt siehst du drei Telefonzellen. Eine hat eine lange Schlange von Menschen davor, welche alle Telefonieren möchten. Die anderen Apparate sind nicht besetzt. Nur leider darfst du diese nicht verwenden, denn diese sind nur für Weiße und nicht für Dich.

So, oder so ähnlich, ging es der schwarzen Bevölkerung hier noch vor 14 Jahren. Es gab Brücken welche Rassen getrent waren und Restaurants in denen kein Schwarzer auch nur ein Glas Wasser bekommen hätte; während sich ein Hellhäutiger unbehelligt durch das Land bewegen konnte, brauchte die Mehrheit der südafrikanischen Bevölkerung einen Passierschein um in die nächste große Stadt zu fahren. Davon erzählt das Museum. Aber nicht nur davon, sondern auch von den Umständen welche hierzu geführt haben. Man taucht ein in eine Zeitreise vom Ende der Kolonialzeit bis Heute. Schon auf den Eintitskarten steht ob man weiss oder schwarz ist, und nur durch die entsprechende Türe darf das Gebäude betreten werden. Drinn angekommen erklärt einem ein Kopfhörer was auf Bildern, in Videos oder an Hand von Skulpturen zu sehen ist.
Man steht in einem Raum vor einem gigantischen Panzerfahrzeug, welches die Polizei gegen schwarze Aufständische eingesetzt hat, und sieht im darauf folgenden Raum in einem Video das Fahrzeug in seiner Brutalität im Einstaz. Man kommt in einen Raum mit Gittern und sieht an der Wand hunderte von Gestzen, welche die schwarze Bevölkerung unterdrückt haben. Man liest von den Todesstrafen gegen Schwarze, und über einem baumelt für jeden Einzelnen eine Henkersschlinge.
Im heutigen Südafrika kann sich ein Besucher des Landes nur schwerlich vorstellen wie das Leben zu Zeiten der Appartheid war, aber dieses Museum vermittelt wenigstens einen kleinen Eindruck.
All meine Bekannten hier haben diese Zeit erlebt, gesprochen wird darüber nur wenig. Es ist ein dunkles Kapitel von Südafrika.

Nun möchte ich aber mit etwas schönem Abschliessen und berichte noch von meinem ersten Festival in Mpumalanga.
Eine gute Freundin hatte schon vor langem gefragt, ob wir Freiwillige nicht Lust hätten mit zu einem Jazzkonzert zu kommen. Natürlich waren wir leicht zu begeistern und sagten zu. So kamen wir in den Genuss von einigen wohl sehr populären Bands. Von Jazz über Gospel bis zu House war alles vertreten. Aber nicht nur das, die gute Laune und die Stimmung von 5000 Afrikanern war gerade zu gigantisch. Ich kann jedem südafrika Reisenden diese Erfahrung nur wärmstens empfehlen.

Also kommt vorbei und schaut es euch selbst an.
Gut Pfad
Jan


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