Samstag, 30. August 2008

Der Monatsbericht

Jeden Monat muss ich fuer die DPSG einen Bericht schreiben. Den Ersten stell ich euch jetzt mal hier online:

Gerade eben noch hab ich mir Gedanken gemacht, wo ich den mein Praxissemester machen könnte, und nun bin ich schon seit ereignissreichen 14 Tagen in Südafrika. Unglaublich.
Aber ich beginne am besten mal vorne.
Ich bin Jungpfadfinder Referent in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 25 Jahre alt und Student der sozialen Arbeit. Für eben dieses, sollte ich nun ein Praktikum machen. Was würde sich da besser anbieten, als mal bei den Pfadfindern anzufragen. Da ich auch sehr gerne Reise, dachte ich mir „mach das doch im Ausland“. Gedacht, getan und da bin ich.

Erreicht hab ich Südafrika am 15. August 2008, nach einer rund 22 stündigen Reise, in Johannesburg. Kaum angekommen und das Gepäck abgeholt stellte ich fest, dass ich den Computerausdruck mit der Buchungsnummer für den Bus verloren hab. Da begann meine erste interessante Erfahrung in Südafrika: Die Suche nach einem Internetzugang am Flughafen um die Busdaten zu ermitteln.
Hierfür waren ca. 5 Flughafenangestellte und 4 Polizisten notwendig. Manche sagten gleich, dass sie keine Ahnung haben, aber was die Sache wirklich spannend gemacht hat, waren vermeintliche Wegbeschreibungen von Personen, welche lieber in eine falsche Richtung wiesen, als zu sagen, dass sie nicht wissen wo es einen Computer gibt. So ging es kreuz und quer durchs Flughafengebäude. Nach ca. 30 Minuten hatte ich dann doch einen Computer gefunden und konnte meiner vier stündigen Fahrt in das 350 Kilometer entfernte Nelspruit, wo mich Julia (meine Mitfreiwillige) abholte, ruhig entgegensehen.
So war ich nach 27 Stunden endlich am Ziel meiner Reise.
Zumindest für 20 Minuten.
Denn kaum angekommen ging es schon auf das erste Pfadfindertreffen. Michael, mein Vorgänger, feierte seinen Abschied bei den südafrikanischen Pfadfindern. Ein Lagerfeuer, viele Scouts, Tanzen, Singen, ein Rap, eine Art kurze Predigt, Tanzspiele, ein Sketch, und viel afrikanischer Rhythmus konnte ich gleich erleben. Und viele, viele neue Namen, von denen ich fast keinen behalten konnte. Eine tolle Erfahrung, so ein Lagerfeuer auf südafrikanisch. Was für ein Tag!

Jetzt, zwei Wochen später, sitze ich hier im afrikanischen Winter, in der Sonne, auf der Treasse vor dem Pfadfinderbüro und fühle mich ganz „zu Hause“.

Die „Rainbow Nation“, so nennen die Südafrikaner ihr Land, ist faszinierend. Geprägt von Gegensätzen wie Reich und Arm, von Traditionen und westlichen Einflüssen. Südafrika ist dort wo millionenschwere Weltmeisterschafts-Stadien, direkt neben die Lehmhütten der ärmeren Bevölkerung gebaut werden. Aber es ist auch dort, wo die Menschen sich noch für die Belange der Anderen interessieren. Nicht alle, aber die meisten. Es ist aber auch Südafrika, wo man sich vorsehen muss, wenn man unterwegs ist. Es ist ein Land der Faszination.

Natürlich hab ich mich im bei meiner Vorbereitung informiert, über das Land, die Leute und auch über das Leben hier. Aber erwartungsgemäß werde ich immer wieder Überrascht. Zum Beispiel die Townships. Sie sind nicht, wie ich dachte, Slums mit Blechhütten, sondern es handelt sich viel mehr um die ärmlicheren, vorwiegend von schwarz Afrikanern bewohnten, Städte oder Stadtteile. Bei einigen bestehen die Häuser alle aus Stein und sie sehen aus wie riesige Vororte. Aber ich war auch schon in Townships in dem die Leute in Lehm- oder Holzhütten wohnen. Eine war sogar teilweise aus Flaschen gebaut. Aber auch diese sind in weit besserem Zustand als ich es mir vorgestellt hatte.
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Eine anderes Beispiel sind die spät Folgen der Apartheid. Immer wieder hatte ich davon gelesen, dass in weiten Teilen der Bevölkerung eine Abneigung zwischen weißen und schwarzen Menschen besteht. Hier bietet sich mir aber ein Bild, welches eher vom Gegenteil zeugt. Nur in wenigen Ländern bin ich bisher so herzlich Empfangen worden wie hier von der schwarzen Bevölkerung. Natürlich ist es noch immer gefährlich sich als „Weißer“ bei Dunkelheit oder gar alleine in einem Township zu bewegen, aber dies resultiert eher daher, dass die Bewohner meist nicht viel zu verlieren haben, als aus der „falschen“ Hautfarbe.
Südafrika ist beeindruckend und „herzlich“

Nun möchte ich aber nicht nur über das Land berichten, sondern auch über meine Arbeit bei den südafrikanischen Pfadfindern. Ich wohne und arbeite mit Julia zusammen im Pfadfinderzentrum der Provinz Mpumalanga.
Die ersten Wochen standen ganz im Zeichen der Einarbeitung. Wo ist was? Wer ist wer? Was gehört zu meinen Aufgaben? Da die Betreuung der verschiedenen Projekte, neben der alltäglichen Büroarbeit, eines meiner Hauptaufgabenfelder ist, haben Julia und ich uns erstmal einen Einblick in die Projekte verschafft und stellten Listen auf, was denn in nächster Zeit alles zu tun sei und wo es noch offene Fragen gibt.
Aber schon am ersten Mittwoch hatte ich die Möglichkeit mit einem Fieldworker, so etwas wie der Bezirksvorstand bei uns, zwei Pfadfindergruppen zu besuchen. Die Gruppenstunden haben hier einen relativ festen Ablauf. Begrüßung, Gebet, spielen, inhaltlicher Teil (z.B.: Erste Hilfe, Knoten, Beobachten von Natur, Mensch und Umwelt, ...) eventuell noch ein Spiel und Abschluss. Bei dieser Gelegenheit wollten die südafrikanischen Pfadfinder natürlich auch Spiele aus Deutschland kennen lernen.Wir hatten viel Spaß.
Am Donnerstag hatten wir dann ein Treffen mit einer Mitarbeiterin von der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit). Sie war ganz begeistert von unserem Street-Soccer-Projekt, und möchte, dass unsere Rover den Trainern der „Academy of Sports“ in Middelburg das Konzept des Street-Soccer beibringen. In diesem Projekt geht es darum, sowohl Fußball zu spielen, als auch die Pfadfindern in Themen wie „HIV/Aids“, „kriminalitäts Prävention“, „Missbrauch von Kindern“, „Drogen und deren Gefahren“ und „Arbeitsfindung“ zu schulen.
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Es ist eine wichtige Aufgabe der Pfadfinder, die Kinder und Jugendlichen in eben solchen „Life Skills“ zu schulen. Denn so werden Pfadfinder zu Multiplikatoren in der Gesellschaft und wirken aktiv auf eine Veränderung und eine Verbesserung der Lebensumstände hin.

Pfadfinder nehmen ihr Leben in die Hand – auch hier.


Nun freue ich mich auf die nächsten sechs Monate, welche ich noch hier in White River, Mpumalanga, South Africa, verbringen darf. Und ich freue mich ganz besonders auf das große Sommerlager, welches am Ende des nächsten Monats stattfindet.


Viele Grüße und „Gut Pfad“ aus dem afrikanischen Winter

Jan





P.S.: Bilder kann ich leider immer noch keine hochladen. :-(

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